Ein einordnender Bericht von Bendix Kaspar (Mitglied des Deutsch-LKs)


Die drei Leistungskurse Deutsch, Biologie und Latein unternahmen in diesem Jahr eine gemeinsame Kursfahrt. In den Morgenstunden des 6. September 2023 trafen wir uns am Flughafen BER, um mit dem Flugzeug die Reise nach Neapel anzutreten. Durch die gute Organisation unserer Lehrkräfte Frau Koester (Deutsch), Frau Mattiesson (Biologie) und Herrn Siemes (Latein) gab es am Flughafen keinerlei Probleme, sodass wir pünktlich um 10 Uhr abflogen und nach einem knapp zweistündigen Flug endlich in Neapel ankamen.


Auch vor Ort gab es keinerlei Probleme mit der Gepäckabholung, sodass wir zügig per Reisebus vom Flughafen ins einstündig entfernte Sorrent transferiert wurden. Die Gesamtstimmung war sehr locker und ich hatte auch das Gefühl, dass sich die Lehrer auf die anstehenden fünf Tage freuten. Der erste Eindruck unserer Unterkunft war durchweg positiv. Schon auf Bildern konnte erahnt werden, dass es viel auf dem weitläufigen Gelände zu entdecken gab. So stand uns beispielsweise ein eigener Sportplatz zur Verfügung, auf welchem wir Fußball und Basketball spielen konnten. Darüber hinaus verfügte die Ferienanlage über einen eigenen Pool und sogar einen Privatstrand, welchen ausschließlich die Bewohner der Anlage nutzen durften. Auch die Frage, wer mit wem auf ein Zimmer geht, klärte sich schnell, sodass wir alle rasch unsere kleinen Bungalows belegen konnten.


Die Bungalows hatten alle eine kleine Terrasse mit paradiesischem Meeresblick, auf welcher man gemütlich sitzen und Karten spielen konnte. Nach dem Einrichten machten sich alle in das, von unserer Unterkunft, 20 Minuten Fußweg entfernte Sorrent, um Getränke und ein paar Schmankerl für den Abend zu besorgen. Sorrent ist eine belebte Kleinstadt, die dank der günstigen Bodenbeschaffenheit bekannt für Zitrusfrüchte ist. In den frühen Abendstunden gab es ein mehr oder weniger genießbares Abendessen, welches in Form eines Drei-Gänge-Menüs serviert wurde. Jeden Tag gab es echte italienische Pasta und sogar an einem Abend eine „Pizza-Party“, bei der Pizzen in verschiedensten Formen angeboten wurden. Im Anschluss an das Abendessen zogen wir uns in unsere Bungalows zurück, spielten Karten und quatschten über Dinge, für die im Schulalltag keine Zeit vorhanden ist. Der erste Tag war sehr aufregend, aber auch sehr anstrengend, was man eigentlich allen von uns anmerkte.


Nach einer kurzen, aber entspannten Nacht machten wir uns auf zum Frühstück, um anschließend per angemietetem Reisebus zum Vesuv zu fahren. Aufgrund der kurzen Nacht waren viele müde und holten während der Fahrt ein wenig Schlaf nach. Am Vesuv angekommen herrschte erst einmal eine negative Grundstimmung, da viele von uns den steilen Aufstieg sahen und keine Lust hatten, bei über 30 Grad den Schotterweg hochzulaufen. Viel Zeit zum Nörgeln gab es allerdings nicht, schließlich war unser Guide Roberto schon bereit, uns auf den Vulkan zu führen. Die schlechte Stimmung verflog schnell, da uns Roberto mit seiner sympathischen Art sofort in den Bann zog und der Vulkan viel zu bieten hatte. Allein für die Aussicht hat es sich gelohnt, den Aufstieg zum Krater zu meistern. Denn dieser Vulkan steckt voller Geschichten und ist zudem auch noch aktiv, sodass viele von uns ganz gespannt Roberto zuhörten. Er erzählte beispielsweise, dass der Vesuv bis heute eine große Gefahr für die umliegenden Städte darstellt. Es gab immer wieder atemberaubende Aussichten, die genutzt wurden, um Bilder zu machen. Die Hitze und das viele Laufen gerieten in Anbetracht dessen schnell in Vergessenheit. Angekommen am Krater schossen wir einige Bilder, kauften uns in den Touristenshops Andenken oder Wasser und machten uns auch wieder auf den Rückweg, da die Hitze langsam auf unser Gemüt schlug.


Im Bus sah man allen die Erschöpfung an und die meisten wachten erst auf, als der Bus in Sorrent zum Stehen kam. Durch den Schlaf hatte ich persönlich wieder viel Energie, aber auch Hunger. So bekamen wir die Möglichkeit, den restlichen Nachmittag in Sorrent zu verbringen und zu bummeln oder etwas zu essen. In meiner Kleingruppe suchten wir eine sehr gute Pizzeria auf, welche uns von einer Touristin empfohlen worden war, und genossen die typische Gelassenheit der Italiener. Und ja, es war eine der besten Pizza Funghi, die ich je gegessen habe. Es war ein Genuss.


Am Freitag stand auch schon das nächste Highlight auf dem Programm. Der Deutsch- und der Latein-LK fuhren in der Früh in die antike Stadt Pompeji, die vor fast 2000 Jahren vollständig von der Asche des Vesuv begraben wurde und nach Ausgrabungen sehr gut erhalten ist. Der Bio-LK fuhr währenddessen in eine Meeresschule, um ein kursbezogenes Programm zu absolvieren. Es war für mich die erste Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Italien und ich muss sagen, dass alles einwandfrei geklappt hat und die Bahn, dank eines ausgeklügelten Ticketsystems, den Fahrgästen eine entspannte Fahrt bot.
In Pompeji angekommen erfuhren wir eine vollkommene Reizüberflutung, da die ganze Umgebung voller Menschen war. Am Eingang Pompejis angekommen wurden wir ohne lange Wartezeit von einer sehr netten Dame empfangen, welche mit ihrer direkten Ansprache sofort die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie erzählte uns viel über die Geschichte von Pompeji; wie die Menschen lebten, arbeiteten und ihre Freizeit genossen. Die interessanten Geschichten im Verbund mit den sehr gut erhaltenen Denkmälern zu hören, war wirklich faszinierend, da man sich somit gut vorstellen konnte, wie das Leben damals ausgesehen haben muss.


Nach ganzen fünf Stunden voller historischer und kultureller Eindrücke war es Zeit, den Rückweg anzutreten. Alle von uns (selbst unsere Lehrkräfte) waren nach fünf Stunden Lauschen und Laufen in der knalligen Sonne von Pompeji einfach nur geschafft. Im Zug schaute ich mit einigen Leuten auch noch das historische Basketball-Halbfinale, in dem Deutschland die USA schlug und somit ins Finale der WM einzog. Dieser Erfolg vertrieb die Erschöpfung aus unseren Körpern und wir freuten uns einfach nur. In der Unterkunft angekommen legte ich den restlichen Nachmittag nur noch die Beine hoch, las, hörte Musik und genoss den Blick auf das weite Meer. Den Abend ließen wir in feucht-fröhlicher Stimmung bei einem tollen Fußballspiel ausklingen. Bei diesem Fußballspiel merkte ich noch einmal, wie stark unsere Einheit innerhalb der Gruppe war. Jeder war dabei, jeder kickte mit und jeder hatte gute Laune.


Auch der Samstag las sich im Programm spannend. Es ging nach Neapel! Ich persönlich freute mich sehr auf diesen Tag, da ich viel von Neapel im Vorfeld gelesen und gehört hatte. Um kurz nach 7 Uhr und einem kleinen, selbstgeschmierten Brötchen brachen wir auf, um den Bus zum Bahnhof zu erreichen. Die Zugfahrt verlief entspannt und jeder tankte noch einmal Kraft. Nachdem wir in Neapel angekommen waren, wurden wir auch schon von unserem Städteguide Nicola herzlich empfangen. Der allererste Eindruck von Neapel enttäuschte mich sehr. In Neapel streiken des Öfteren die Müllwerker, weshalb wir nicht nur von Nicola, sondern auch von Bergen von Müll empfangen wurden. Es roch auch dementsprechend und der Lärm der Autos und Motorroller machte es nicht besser. Ich hoffte, dass uns Nicola in ruhigere Ecken von Neapel führte. Dem war zum Glück auch so und Nicola führte uns in den engen Gassen Neapels herum, die keine großen Touristenspots darstellen. Wir besichtigten die prunkvollen Kirchen und die alten Gebäude, die in der sonst so dreckigen Stadt noch pompöser und schöner wirkten. Nicola wusste alles über Neapel und antwortete immer auf unsere interessierten Fragen.
Nach der knapp zweistündigen Führung hatten wir Zeit, uns frei in Neapel zu bewegen. Da sich mein Magen meldete, beschlossen wir, eine typisch neapolitanische Pizza zu essen. In der langen Einkaufsstraße im Zentrum Neapels wimmelte es nur so von Restaurants, Souvenirgeschäften und Touristen. In einem Hauch von Unkonzentriertheit ließ ich mich von einer sehr netten Dame bequatschen, in ihr Restaurant zu gehen. Anstatt die beste neapolitanische Pizza zu essen, aßen wir eine ganz schlechte Pizza, die zur Hälfte aus Fett bestand. Meine Stimmung war nach dieser Erfahrung sehr getrübt und ich wollte einfach nur aus den Massen von Touristen zurück ins kleine Sorrent. Wir entdeckten auf der langen Einkaufsstraße eine Straßenband, die eine so tolle Stimmung verbreitete, dass die schlechte Pizza schnell vergessen war. Zu den Klängen der fröhlichen Musik ließen wir es uns als Gruppe auch nicht nehmen, ein bisschen zu tanzen und die Stimmung in dieser engen Gasse aufzusaugen.


Meine Stimmung war wieder aufgeheitert und ich konnte unsere zweite Führung voll genießen. Sie verschlug uns in den Untergrund Neapels. Wir lernten viel über die spezielle Bauweise und bekamen auch Einblicke in das unterirdische Tunnelsystem von Neapel mit den dazugehörigen Bunkern. Nach dieser aufregenden und spannenden Führung, bei der man uns allerdings auch die Erschöpfung vom vielen Laufen ansah, begaben wir uns auf den Rückweg nach Sorrent. In der Bahn vertrieben wir uns die Zeit mit kleinen Spielen und lernten freundliche italienische Rentner kennen, die uns sofort in ihr Herz schlossen. So verging die Fahrt recht schnell und wir bekamen von echten Italienern noch eine Empfehlung für eine wirklich gute Pizzeria in Neapel, für unseren nächsten Besuch. Den Samstag ließen wir bei kühlen Getränken und Gesellschaftsspielen in geselliger Runde ausklingen und gingen recht früh zu Bett, da wir wussten, dass wir am nächsten Morgen ganz früh aufstehen müssen.


In unserem Bungalow klingelte der Wecker um sechs Uhr und wir machten uns schnell zurecht, um die Fähre nach Capri zu bekommen. Capri wurde von meinen Eltern als so wunderschön beschrieben, dass ich sehr gespannt war, wie Capri auf mich und uns wirkt. Die Fähre fuhr von Sorrent aus pünktlich ab. Nach knapp 25- minütiger Fahrt legte unsere Fähre in Capri an und wir sahen schon vom Hafen aus unser Tagesziel. Auf dem zweitgrößten Berg der Insel konnten wir eine alte Ruine besichtigen. Es war die Villa des ehemaligen Kaisers Tiberius. Viel Zeit zum Staunen gab es allerdings nicht, weil unsere Lehrkräfte ordentlich Dampf machten und uns den ganzen knapp einstündigen Weg hinauf scheuchten.


Oben angelangt hatten wir eine so malerische Aussicht, dass jede Art von Anstrengung in den Hintergrund rutschte. Die Villa des Kaisers Tiberius faszinierte auch viele von uns, da auch diese original erhalten war und man sich sehr gut vorstellen konnte, wie der Kaiser dort sein Leben genoss. Diese Führung war mindestens so informativ wie die in Pompeji. Im Anschluss hatten wir ausreichend Zeit, Capri zu erkunden und natürlich gutes Essen zu genießen. Capri ist eine reizende Insel mit kleinen Geschäften und herzlichen Menschen. Aber auch dieser kleinen Insel merkte man den Massentourismus an, der sich wie ein roter Faden durch unsere Fahrt zog.


Nach guter Pizza, kühlen Getränken und netten, vertrauensvollen Gesprächen machten wir uns mit der Fähre zurück nach Sorrent. Dort bummelten wir noch ein wenig, kauften Andenken für die Familie und genossen einfach noch einmal den ganz besonderen Charme Sorrents. Zurück in der Unterkunft lernte ich mit meinen Freunden tolle Menschen aus dem bayerischen Coburg kennen, mit denen wir uns nach dem Abendessen verabredeten. Das letzte Abendessen war für mich auch ein bisschen emotional, weil ich wusste, dass es morgen zurück nach Berlin geht und ich eigentlich gerade erst richtig angekommen war. Nach dem Abendessen verbrachten meine Freunde und ich den restlichen Abend bei den neuen Freunden aus Coburg, tranken kühle Getränke, informierten uns über unsere völlig verschiedenen Bundesländer und tauschten natürlich auch Kontaktdaten für ein baldiges Wiedersehen aus.


Der Montag war der Tag der Abreise. Wir genossen zum letzten Mal das Frühstück, räumten unsere verdreckten Bungalows auf und packten unsere Koffer. Danach ging es ein letztes Mal nach Sorrent, ich kaufte für meine Liebsten noch ein paar Sachen und wir aßen noch ein letztes Mal typisch italienisch: Cheeseburger und Fish&Chips :). Wir verabschiedeten die neuen Freunde aus Coburg und schlossen damit unsere Kursreise 2023 noch einmal gebührend ab. Am Flughafen angekommen hatten wir mehrere Stunden Zeit, sodass wir nun jede Ecke des Flughafens in Neapel kennen. Der Flug nach Berlin hatte 16 Minuten Verspätung. Das war die einzige Verspätung auf der gesamten Reise! Die Atmosphäre bei uns allen ließ sich als Mischung zwischen Vorfreude auf Berlin, Emotionalität und Müdigkeit beschreiben. Gegen 23:30 Uhr kamen wir in Berlin an und schlossen unsere Liebsten in die Arme. Auch in den letzten Momenten der Kursfahrt, in der Eingangshalle des BER, spürte ich den Zusammenhalt zwischen uns Schülern, den Lehrkräften und den Eltern. Frau Koester, Frau Mattiesson und Herr Siemes bekamen noch ein verdientes Präsent von uns, für die wirklich gute Arbeit. Denn ich kann nur erahnen, wie stressig so eine Fahrt in ein fremdes Land für unsere Lehrkräfte sein muss.


Meine letzten Worte widme ich meinen tollen Mitschülern, welche mir eine unvergessliche Zeit bereitet haben. Ich habe mich mit Leuten bekannt gemacht, mit denen ich vorher nichts zu tun hatte. Aber auch die drei Kurse in Gänze sind enger zusammengewachsen. Ich kann sagen, dass ich eine solche Einheit ganz selten erlebe. Jeder war für jeden da und der Draht zwischen uns Schülern und den Lehrern war vertrauensvoll kurz. Für das Ende möchte ich noch einmal alle drei Lehrkräfte herausheben, welche uns viel anvertraut haben und immer offen für alles waren. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich 28 Schüler aus Berlin ganz frei in einer so großen und gefährlichen Stadt wie Neapel bewegen dürfen. Dafür im Namen aller drei Leistungskurse ein großes DANKE! Es waren tolle fünf Tage, die mein Leben geprägt haben.